
Im Frühjahr 2000 wurde während eines luftbildarchäologischen Prospektionsfluges
auf dem Gebiet der Marktgemeinde Lanzenkirchen anhand sog. Bewuchsmerkmale ein
bis dahin unbekanntes Gräberfeld entdeckt. Auf den Luftbildern konnten 283
Gräber identifiziert werden. Aufgrund der annähernd reihenförmigen Anordnung der
Gräber war ein frühmittelalterliches Gräberfeld zu vermuten. Erste Testgrabungen
2001 und 2002 ergaben ein Gräberfeld der awarischen Kultur und bestätigten die
Vermutung.
Nach den ersten Grabungskampagnen war klar, dass das Gräberfeld von Frohsdorf
weitaus mehr Gräber enthält, als auf den Luftbildern zu sehen.
Zur Zeit (Sommer 2005) wird angenommen, dass am awarischen Friedhof zumindest
600 Gräber zu finden sind.
Anhand von Grabinventaren wie sie im Gräberfeld von Frohsdorf zu finden sind,
können wir das äußere Erscheinungsbild der Awaren recht gut rekonstruieren.
Awarische Männer schmückten sich unter anderem mit Fingerringen und Ohrringen.
Als tägliche Gebrauchsgegenstände trugen sie Messer und in einem Beutel am
Gürtel Feuerschläger und Feuerstein bei sich. Das Zeichen vornehmer Männer vom
6. Jahrhundert bis in die Spätawarenzeit war der vielteilige, metallbeschlagene
Gürtel. Er ist somit auch ein Symbol für die Bewahrung von Traditionen, obwohl
die Awaren auf ihrer Wanderung und der Zeit ihrer Herrschaft in Europa viele
neue Einflüsse aufnahmen.
Awarische Frauen schmückten sich mit Ohrringen, Glasperlenketten und
Fingerringen. Vornehme Frauen besaßen gelegentlich auch richtige Colliers.
Ähnlich wie Männer trugen sie als täglichen Gebrauchsgegenstand z.T. Messer bei
sich. Das Gräberfeld von Frohsdorf ist eines der westlichsten awarischen und
befindet sich in einem Grenzgebiet zwischen verschiedenen Kulturgruppen. So
befanden sich in Pitten – also in Sichtweite – ein Gräberfeld und somit auch
eine Siedlung der slawischen Kultur. Anhand des Frauenschmucks in Pitten und in
Frohsdorf zeigt sich, dass die Menschen dieser beiden Kulturgruppen offenbar
rege Kontakte pflegten.
Die Awaren bestatteten ihre Toten in ihrer Tracht und mit ihren persönlichen
Gegenständen. Zusätzlich wurden ihnen meist Fleischbeigaben mit ins Grab
gegeben. Männer wurden z.T. auch mit Waffen, wie z.B. Pfeilspitzen, bestattet,
Frauen mit Spinnwirteln (die für die Wollverarbeitung verwendet wurden) und zum
Teil mit in Keramiktöpfen verwahrten Nahrungsmittelbeigaben. Auch Kinder wurden
– je nach Alter und Vermögen der Familie – z.T. mit Schmuck und auch
Nahrungsmittelbeigaben bestattet.
Obwohl heute oberflächlich nicht mehr erkennbar, weisen archäologische Befunde
auf das Vorhandensein von Markierungen der Gräber. Dabei handelte es sich
vermutlich teilweise um Pfosten oder Pfähle, deren genaues Aussehen bislang
unklar ist, aber auch um größere hölzerne Überbaue. Charakteristisch für das
Gräberfeld von Frohsdorf ist die Verwendung von Holzsärgen bzw. Holzeinbauten in
den Gräbern, von welchen oft noch Überreste vorhanden sind, die eine
Holzartenbestimmung erlauben.
Zusammenfassung der Grabungsergebnisse
der Universität Wien
Zuletzt aktualisiert am 10. 8. 2005
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